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Gekündigt werden – das löst bei den meisten mindestens drei Krisen auf einmal aus: die finanzielle Existenz gerät ins Wanken, das Zugehörigkeitsgefühl verschwindet und der Selbstwert erfährt einen Stresstest. Jetzt ist kluges Selbstmanagement gefragt, gespeist von innerer Stärke. Kein „Mindset“ – eher „Heartset“. Doch woher nehmen? Eine einzige buddhistische Silbe gibt hier erste Orientierung.
Viele buddhistische Schulen rezitieren sogenannte Mantras. Das sind Sätze, die sowohl mit einer Klangsubstanz als auch mit einer tiefen Bedeutung aufgeladen sind. Wir rezitieren sie, um sie mit unserem ganzen Wesen zu verstehen, nicht nur mit dem Kopf. Ich bleibe heute bewusst auf der Kopf-Ebene und zeige, was sich einem bereits an der Oberfläche erschließen kann, wenn ich eine solche Silbe aufschlüssle angesichts des Problems: Ich habe meinen Job verloren – was jetzt?
Die wichtigste, tiefgründigste, faszinierendste Silbe in meiner buddhistischen Schule lautet
Wird genauso gesprochen wie geschrieben, mit der Betonung hinten, also Myó. Sie ist Teil des Satzes, den wir Buddhisten in unserer Ausübung rezitieren: Nam-Myo-Ho-Renge-Kyo. In diesem Kontext steht Myo für all das, was noch nicht oder nicht mehr vorhanden ist – zum Beispiel der verlorene alte und der noch zu findende neue Job. Myo steht deshalb auch für „Tod“, aber auch für „Potential“. Durch Myo wenden wir uns beidem zu – also all dem, was in den Tiefen unseres Innenlebens verborgen liegt und möglich werden könnte.
Myo ist der Zugangscode zur
Veränderung unseres Innenlebens.
Mehr noch: Myo ist der Zugangscode zur Veränderung unseres Innenlebens.
Im Buddhismus beginnt jede äußere Veränderung mit einer inneren Veränderung. Unser Herz führt die Regie, ob ins tiefere Verderben oder in höheres Lebensglück. Mit „Herz“ ist die Gesamtheit unseres Innenlebens gemeint, alles Denken, Träumen, Fühlen und Wollen. In Schwierigkeiten oder Krisen ist mein Herz besonders herausgefordert. Ich kann abstürzen … oder die Krise als nächste Stufe nutzen.
Myo enthält drei wichtige Bedeutungen. Sie geben Aufschluss darüber, wie wir unser Herz steuern und das bestmögliche „Heartset“ kultivieren können. Auch wer mit Buddhismus nichts am Hut hat, kann anhand der drei Bedeutungen dieser Silbe zu verstehen, wie mit in großen Schwierigkeiten eine positive Dynamik entsteht.
Sie erinnert mich daran, dass mein Leben bereits perfekt ist. Mitten in der (Selbstwert-)Krise mag das wie Hohn klingen, doch gerade dann ist diese Erinnerung wichtig: Egal, wie es mir geht, was mir das Leben gerade durchreicht oder welche Fehler ich gemacht habe – ich habe das Potenzial, meine Schwierigkeiten zu überwinden und ein erfülltes Leben zu führen. Das heißt nicht, dass ich schon alles kann oder mir alle Superjobs offenstehen. Ich bleibe ein bedingtes Wesen, doch in mir lebt etwas Vollkommenes und Unzerstörbares, der wie ein innerer Sonnenschein ständig neue Möglichkeiten zum Blühen bringt.
Lebte dieser Aspekt von Myo nicht in mir, wäre jedes Streben nach Weiterentwicklung sinnlos. Wenn ich meinen Job verloren habe, zerren unzählige Kräfte an mir: Selbstzweifel, Sinnverlust, Wut auf die Welt, auf „die da oben“, auf den Arbeitsmarkt oder die bösen neuen Technologien. Doch die Besinnung darauf, dass ich „vollkommen ausgestattet“ bin, hilft mir, den Fokus zu halten, das Richtige im richtigen Moment zu tun und mein Leid zu verkürzen.
Diese Haltung bewahrt mich auch davor, Abhängigkeiten einzugehen. Weder Jobvermittlerin noch Freunde oder höhere Mächte müssen mich erlösen. Ich lasse mir helfen – aber ich bestimme, welche Hilfe ich annehme und welchen Wert ich ihr beimesse. Ich führe die Regie.
Sie erinnert mich daran, dass in meinem Leben vieles noch „geöffnet“ werden kann. Myo steht für die Möglichkeiten, die sich zeigen, wenn ich mich auf mein „vollkommen ausgestattet“ fokussiere. Dadurch sortiere ich mich neu – und fast zwangsläufig entstehen neue Wege. Sie zeigen sich als Ideen, Zufälle, Begegnungen oder bislang ungedachte Zusammenhänge. Kurz: Türen öffnen sich innen wie außen.
Hier beginnt die Anpassung an neue Herausforderungen: Was kann ich verändern? Wo tun sich Chancen auf? Wo kann ich am besten wirksam sein – für mich und die Gesellschaft, in der ich lebe? So bekomme ich einen Riecher für meine Zukunft.
Spoiler: Das wird kein Dauer-Kreativrausch. Es bleibt ein Kampf, den Fokus zu halten und sich nicht beirren zu lassen – von Selbstzweifeln im Innern oder von verführerischen Angeboten im Außen. Aber ich kenne meinen Fokus, und deshalb kann ich kämpfen.
Dies erinnert mich daran, dass mein Leben ständige Erneuerung ist. In jedem Moment stirbt und lebt mein Körper gleichzeitig. Ich selbst auch. Aber Myo bedeutet in diesem Zusammenhang noch mehr. Nichiren, der Begründer meiner Lehre, nennt es „zum Leben zurückkehren“. Etwas, das vorher tot war, brachlag, vergessen wurde, wird wieder lebendig – diese Funktion steckt in unserem Leben. Sonst könnten wir zum Beispiel nicht wieder gesund werden oder uns von Krisen erholen. Der Buddhismus lehrt die Fähigkeit, diese Prozesse zu verstärken.
Hoffnung ist im Buddhismus kein passives Warten, sondern ein Tun: frischen Sinn produzieren, Horizonte entwerfen, eine Ahnung bekommen, was der neue Job sein könnte und diese Ahnung immer konkreter werden lassen. Und das gleiche nochmal von vorn beginnen, wenn es nicht auf Anhieb die richtige Spur ist
So betrachtet, steckt in dieser kleinen Silbe Myo die Anleitung für ein erfülltes Leben, die ich in jeder noch so miesen Situation anwenden kann:
„Vollkommen ausgestattet sein“ ist der Fokus, den zu halten ich mich übe.
„Öffnen“ ist das Neue, was dadurch entsteht.
„Wiederbeleben“ ist die Energie, die mein Leben reaktiviert.
Wir haben hier nur an der Oberfläche gekratzt. Myo bietet viele weitere tiefere und umfassendere Lesarten. Letztlich geht es dabei um das Erwachen, dass wir, so wie wir sind, Buddhas sind und unser Handeln dadurch völlig neu ausrichten können.
Doch letztlich betrifft das Prinzip von Myo alle Menschen. Ob sie Buddhisten sind oder nicht: Alle Menschen kämpfen mit ihrem Selbstwert und alle sehen irgendwann einmal völlig schwarz, was die eigenen Perspektiven angeht. Myo ist das, was sich dagegenstemmt: Es geht von einem unzerstörbaren Selbstwert aus, öffnet neue Möglichkeiten und belebt den angeschlagenen Selbstwert wieder. Dieses Phoenix-aus-der-Asche-Erlebnis dürfte jede/r schon einmal gehabt haben, folglich braucht es keine große Glaubens-Investition an irgendeinen esoterischen Hokuspokus. Man kann Myo anerkennen oder ignorieren, aber es ist in jeder Person vorhanden, die lebt.
„Wir üben den Buddhismus aus, um das ‚eine Schriftzeichen Myo‘ ganz konkret in unserem Leben zu zeigen,“ schreibt mein Lehrer Daisaku Ikeda.* Die Verben darin sind das Wichtigste in diesem Satz: „Ausüben“ und „Zeigen“.
Es braucht Training, das Myo in uns stark zu machen und es in unserem Leben zu zeigen. Der Trainingsgegenstand sind die Probleme, Schwierigkeiten und Krisen. Durch das dynamische Heartset von Myo verwandeln wir sie in etwas Neues, das unser Leben voranbringt und erfüllt.
Man kann es theoretisch schon mal mit dem Kopf trainieren – deshalb habe ich den Beitrag geschrieben. Als „Mindset“ wird es nicht tief genug greifen, um den Stürmen aus Ängsten und Zweifeln standzuhalten. Aber immerhin: Hiermit ist es benannt und Du kannst anfangen, damit zu arbeiten. Du kannst Dich vergewissern, dass es da ist, indem Du Dich aufmerksam beobachtest. Oder in Deiner eigenen Religion Entsprechungen dazu finden. Oder ihm in Deiner Meditationsform Raum geben.
Chanten lernen kannst Du natürlich auch. Du hast hier an einem konkreten Beispiel erfahren, wie der Soka-BuddhismusEine moderne Ausprägung des Nichiren-Buddhismus, benannt nach dem japanischen Mönch Nichiren (1222–1282). Wie andere buddhistische Traditionen teilt er Grundprinzipien wie die Vergänglichkeit aller Dinge, die wechselseitige Verbundenheit allen Lebens und das Ziel, Leid zu überwinden. Seine Besonderheit liegt jedoch in der More tickt.
Wie auch immer und falls es Dich getroffen hat: Möge der Jobverlust schnell überwunden sein. Und möge das Neue, das entsteht, Dich überraschen.
* Das Prinzip Hoffnung, Daisaku Ikeda, S. 13
Sweet in the Morning, BobbyMcFerrin
Broke, Teddy Swims
Revival, Gregory Porter
Zu finden in der Playlist von Buddha-in-Business auf Spotify Enjoy!
#TruthBomb #MutMacher #SpirExcercise