Wert schaffen (Soka)

Die Philosophie des Werte-Schaffens (Soka) geht auf Tsunesaburo Makiguchi zurück, den Gründer der Soka Gakkai (Werte-schaffende Gemeinschaft), der mittlerweile weltweit größten buddhistischen Laienorganisation.

Interessanterweise entstand diese Philosophie zuerst ohne Rückgriff auf den Buddhismus. Makiguchi, ein Lehrer und später Schuldirektor, schuf sie ursprünglich als Basis für seine Reformpädagogik. Sie beruht auf zwei Maximen:

  1. Ziel aller pädagogischen Bemühungen ist das Vermitteln der Fähigkeit, aus eigener Kraft glücklich zu werden.
  2. Glücklich wiederum wird man, wenn man die Fähigkeit erlangt, auf allen Gebieten des Lebens Wert zu schaffen.

Es gibt drei verschiedene Arten des Werte-Schaffens:

Nutzen schaffen – das, was praktisch vorteilhaft ist

Gutes schaffen – das, was moralisch richtig ist

Schönheit schaffen – das, was ästhetisch berührt

Makiguchi knüpft hier an die klassischen Werte der westlichen Antike – „Wahrheit, Schönheit und Güte“ – an und ersetzt dabei ganz bewusst „Wahrheit“ durch „Nutzen“. Damit wird seine Philosophie nicht idealistisch, sondern pragmatisch: „Wahr“ ist, was als hilfreich, förderlich und wirksam erlebt wird. „Nutzen“ wird hier zur konkret erfahrbaren Form von Wahrheit im eigenen Leben. Damit hakt sich Makiguchi bei den amerikanischen Pragmatisten ein, dessen Hauptvertreter, John Dewey, er gekannt und geschätzt hatte.

So entstand also, tief im fernen Osten, eine zutiefst westliche Erziehungsphilosophie …

… um sich dann mit dem Nichiren-Buddhismus zu vermählen.

Dies geschah 1928, da war Makiguchis bereits 57 Jahre alt. Zuvor hatte er weder zum Buddhismus noch zu irgendeiner anderen Religion einen Bezug. Doch in seinem reformpädagogischen Streben suchte er nach einer tieferen geistigen Grundlage. Erziehung allein reichte nicht, es brauchte noch etwas, das den Menschen dauerhaft in der Fähigkeit stärkt, Wert zu schaffen. Als er über einen gemeinsamen Bekannten mit der Nichiren-Schule in Berührung kam, beeindruckten ihn drei entscheidende Dinge:

  • Die Betonung, dass jeder Mensch die Buddhanatur besitzt, (was für ihn als Pädagogen erst mal „unendliches Potential“ bedeutet haben könnte.
  • Dass sich durch das Chanten von Nam-Myoho-Renge-Kyo erfahrbar die Stärkung einstellte, Wert schaffen zu können.
  • Dass diese Lehre selbst einfachen Menschen zugänglich war und damit der Zugang zur eigenen Buddhanatur – der „Urkraft“ des Werte-Schaffens.

So erfuhr die ursprüngliche Reformpädagogen-Bewegung eine spirituelle Vertiefung. Daraus entwickelte sich allmählich eine buddhistische Laienbewegung – die Soka Gakkai.

Der Soka-Buddhismus ist somit eine west-östliche Vermählung – gut möglich, dass er seine Vitalität genau aus dieser Spannung bezieht.

Was die Philosophie des Werte-Schaffens im Wirtschafts- und Arbeitsleben bewirken kann, ist Teil dieses Blog-Experiments und wird nach und nach in den Beiträgen erkundet.